Mein Hund ist aggressiv gegenüber anderen Hunden

Aggressivität an sich ist für viele Tiere wichtig, um zu überleben. Daher sind Drohgebärden gegenüber anderen Hunden durchaus normal und somit akzeptabel. Übertreibt ein Hund jedoch, muss die Ursache gefunden und an einer Lösung gearbeitet werden.

Aggressives Verhalten ist normal

Bei Wildtieren ist aggressives Verhalten völlig normal. Es ist mitentscheidend dafür, wer überlebt. Nur wer sich durchsetzen kann, bekommt genügend Futter ab, erhält einen guten Schlafplatz und kann seine Gene weitergeben. Gegenüber Artgenossen wird jedoch fast immer darauf geachtet, diese nicht unnötig zu verletzen. Erst einmal wird nur gedroht. Dieses Verhalten genügt oftmals, um einen Gegner verständlich zu machen, wer hier das Sagen hat bzw. was man sich vom anderen wünscht.

 

Bei Hunden ist dieses Verhalten auch nach langer Domestikation noch vorhanden. Beim Aufeinandertreffen kommt es oftmals zu Drohgebärden wie Knurren, Hochziehen der Lefzen, Fixieren oder Imponiergehabe. Dieses Drohverhalten sollte auf keinen Fall bestraft werden. Es handelt sich hierbei um eine Warnung, um eine wirklich aggressive Auseinandersetzung  mit einem anderen Hund zu vermeiden. Werden diese Warnsignale unterbunden, könnte ein Hund beim nächsten Mal sofort angreifen.

Warum ist mein Hund aggressiv?

Es ist zu unterscheiden, ob ein Hund lediglich einem anderen Hund droht und ihm dadurch zu verstehen geben möchte, dass er eine gewisse Distanz zu ihm einhalten soll, oder ob er wirklich aggressiv ist und die Gefahr des Zubeißens besteht. Ist zweiteres der Fall, gilt es, die Ursache zu finden. In Frage kommt unter anderem:

 

  1. Ungenügende Sozialisierung
    In der Welpenzeit ist es wichtig, dass der Hund viele Situationen kennenlernt und als alltäglich und ungefährlich abspeichert. Dazu gehören andere Menschen, Tiere und Alltagssituationen. Lernt der Hund keine schreienden Kinder, große Männer, Staubsauger, Kinderwagen, Fahrräder oder Jugendliche mit Skateboard kennen, wird er darauf unsicher reagieren. Fühlt er sich davon bedroht und bekommt nicht die Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen, könnte er aggressiv reagieren.
  2. Schlechte Erfahrungen
    Sie wissen bei keinem Hund, den Sie aufnehmen, was er bislang erlebt hat. Ganz besonders gilt dies für Hunde aus dem Tierschutz. Aber auch ein umsorgter Welpe bei einem Züchter kann bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht wurde er von Kindern geärgert oder von jemandem am Gartenzaun erschreckt. Bei Hunden aus dem Ausland können viele Dinge zusammenkommen: Vielleicht wurden sie getreten, mit Steinen beworfen, mussten um Nahrungsressourcen kämpfen oder wurden von einem anderen Hund gebissen. Dies alles prägt ein Tier und kann dazu führen, dass er sich in bestimmten Situationen bedroht fühlt und bereit ist, um sein Leben zu kämpfen.
  3. Vernachlässigte Erziehung
    Beste Voraussetzungen für ein entspanntes Miteinander lassen sich mit einer guten Sozialisierung und Erziehung des Hundes schaffen. Verzichten Sie nicht auf Welpenspielstunden in einer guten Hundeschule und am besten anschließend auf einen Grundkurs in Erziehung. Selbst wenn der Hund anschließend nicht gleich erfolgreich „Platz“ und „Bleib“ kann, hat er sicherlich viel gelernt. In erster Linie den Umgang mit anderen Hunden.
    Im Anschluss sollten Sie die Erziehung nicht schleifen lassen. Vergessen Sie nicht, dass Sie der Rudelführer sind. Ein Hund ist durchaus bereit sich unterzuordnen, doch dazu müssen Sie gegebene Kommandos stets konsequent einfordern und über Missachtung nicht einfach hinwegsehen.
  4. Auf eigenes Verhalten achten
    Wenn Sie einen kleinen Hund bei jedem entgegenkommenden Vierbeiner hochheben oder stets die Straßenseite wechseln, um eine Begegnung zu umgehen, kann ihr Hund keine soziale Kompetenz erlernen. Gleiches gilt, wenn Sie selbst unsicher sind und Ihre Körpersprache dem Hund signalisiert, dass ein entgegenkommender Hund stets mit Argwohn zu betrachten ist. Seien Sie ein sicher auftretender Rudelführer, der die Situation im Griff hat. Ansonsten könnte sich Ihre Stimmung auf den angeleinten Hund übertragen und die sogenannte Leinenaggression auftreten.
  5. Der Hund ist krank
    Eher unwahrscheinlich aber nicht auszuschließen ist, dass der Hund krank ist oder Schmerzen hat. Dies kann dazu führen, dass er eine größere Distanz als üblich zu anderen Hunden wünscht und frühzeitig aggressives Verhalten zeigt.

Woran erkenne ich ein aggressives Verhalten?

Es gibt verschiedene Formen von aggressivem Verhalten. Um dieses frühzeitig erkennen und entsprechend eingreifen zu können, sollte der Hund stets aufmerksam beobachtet werden. Folgende Anzeichen können Aggressionsverhalten zugeordnet werden:

  • Zähnefletschen
  • Aufgestellte Ohren
  • Knurren
  • Hochziehen der Lefzen
  • Fokussierter Blick
  • Aufgestelltes Rückenfell
  • Scheinangriff
  • Imponiergehabe
  • Steife / starre Haltung
  • In die Luft schnappen
  • Aufgestellte Rute

Was tun, wenn der Hund aggressiv ist?

Wichtig ist, den Grund für das aggressive Verhalten herauszufinden, denn davon hängt ab, was zu tun ist. Möglicherweise sieht der Hund Sie nicht als Rudelführer an und fühlt sich daher gezwungen, bestimmte Situationen selbst klären zu müssen. In diesem Fall sollten Sie ihm durch Ihr Auftreten und konsequente Erziehung deutlich machen, dass Sie die Führung haben und er sich „entspannen kann“. Bei Rüden kann eventuell auch eine Kastration hilfreich sein. Doch diese ist keinesfalls ein Allheilmittel. Sie beeinflusst lediglich das Verhalten, welches im Zusammenhang mit dem Sexualtrieb steht. Mangelnde Erziehung oder eine fehlende Rudelstruktur kann dadurch nicht ausgeglichen werden.

 

Möglich kann auch sein, dass der Hund zu wenig Erfahrung im Umgang mit anderen Hunden hat. Wenn Sie keine Hundeschule besucht haben und ihn nur selten bis gar nicht mit anderen Hunden spielen lassen, dann weiß er nicht ausreichend, wie man sich Artgenossen gegenüber verhält und wie diese einzuschätzen sind. In diesem Fall wäre es sinnvoll, sich nach einer guten Hundeschule umzusehen. Dies gilt auch dann, wenn Sie ratlos sind, was die Ursache für das aggressive Verhalten sein könnte. Lassen Sie sich helfen, bevor die Situation möglicherweise noch schlimmer wird. Ein Blick von außen kann sehr hilfreich sein. Vielleicht können auch erfahrene Hundefreunde Tipps geben, sonst machen Sie sich auf die Suche nach einem Hundepsychologen oder Hundetrainer, der sich mit aggressiven Hunden auskennt.

 

Wichtig ist auch, den Hund nicht absichtlich immer wieder in Stresssituationen zu bringen in der Hoffnung, dass er sich mit der Zeit daran gewöhnt. Ein solches Vorgehen muss sehr behutsam erfolgen. Bemühen Sie sich, ein mögliches Aggressionsverhalten frühzeitig zu erkennen und den Hund so erst gar nicht in eine kritische Situation zu bringen. Besprechen Sie mit einem Experten Ihr individuelles Problem und arbeiten Sie gemeinsam einen auf die speziellen Probleme Ihres Hundes abgestimmten Trainingsplan aus. Hierbei sollten Sie Geduld mitbringen, denn aggressives Verhalten ist nicht von heute auf morgen abzustellen. Der erste Schritt zur Besserung ist jedoch gemacht, wenn Sie sich des Problems bewusst sind und gemeinsam mit Ihrem Hund aktiv und konsequent an einer Lösung arbeiten.

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